Streit ist Teil jeder Demokratie – doch wie gelingt er so, dass er nicht weiter spaltet, sondern neue Brücken baut? Unter dem Motto „Streit, aber fair! Wie retten wir den politischen Dialog?“ lädt das überparteiliche Format Bruck.Polit am Mittwoch, 8. Oktober 2025, um 19:00 Uhr zur zweiten öffentlichen Diskussionsveranstaltung ein.
Ort ist der Mehrzwecksaal im Freizeitzentrum, Wildmoosstr. 36, 82194 Gröbenzell.
Eintritt: frei
Im Zentrum steht die Frage, wie in Zeiten von Krisen, wachsender Polarisierung und Politikverdrossenheit Vertrauen zurückgewonnen werden kann. Die Gäste aus Politik, Medien und Zivilgesellschaft eint die Überzeugung, dass Respekt und Zuhören die Grundlage für jede lebendige Demokratie bilden. Doch ihre Perspektiven auf die Ursachen der Spaltung und auf mögliche Wege nach vorn unterscheiden sich.

So wies Christian Ude, Oberbürgermeister a. D. der Stadt München schon in einem Zeitungsinterview 2017 auf die fehlende Dialogkultur in der Politik hin: „Mit maßlosen Versprechungen des Establishments, mit dem politisch einschläfernden Anspruch, alternativlos zu sein, mit dem Verzicht auf parlamentarische Kontroversen gerade bei den großen Fragen der Zeit, (…) mit der moralischen Selbstüberhöhung bei gleichzeitiger Dämonisierung Andersdenkender. Ich bin gegen Schwarzweiß-Malerei, für die Wiederentdeckung der Grautöne.“

Maria Hörtrich von der bayerischen Jugend der Freien Wähler sieht das ähnlich und die Herausforderung eher in der Form des Dialogs selbst: „Dialog heißt nicht, immer einer Meinung zu sein – sondern einander zuzuhören, um gemeinsam Lösungen zu finden.“

Eva Lettenbauer, Vorsitzende der bayerischen Grünen, warnt vor den Folgen gezielter Spaltungsstrategien: „Die Polarisierung wird seit Jahren von Rechtspopulisten und Rechtsextremisten vorangetrieben, um unsere Gesellschaft zu spalten. Deshalb ist es mir besonders wichtig, dass wir als demokratische Parteien dagegen gemeinsam vorgehen.“ Für sie ist klar: Nur durch konkrete Lösungen für alltägliche Sorgen wie sichere Renten oder bezahlbaren Wohnraum könne Politik verlorenes Vertrauen zurückgewinnen.

Britta Jacob, Co-Founder der Democratic Strategy Initiative, knüpft daran an und fordert, das Zuhören nicht nur zu proklamieren, sondern auch zu praktizieren: „Fairer politischer Dialog setzt die Bereitschaft voraus, dem Gegenüber aktiv zuzuhören – mit der Offenheit dafür, dass er oder sie auch recht haben könnte.“ Sie kritisiert die „Kultur der schnellen Empörung“ in sozialen Medien und appelliert an Politiker:innen, Medien und Bürger:innen gleichermaßen, dieser Dynamik ein echtes demokratisches Miteinander entgegenzusetzen.

Eine andere Akzentuierung bringt Andreas Rosenfelder, Leiter des Ressorts Meinungsfreiheit bei DIE WELT, ein. Für ihn steht weniger die Frage der Empörung im Vordergrund als vielmehr die der Freiheit selbst: „Meinungsfreiheit ist existenziell für eine lebendige Demokratie – und längst nicht mehr so selbstverständlich, wie sie sein sollte.“ Er warnt davor, dass Politik, Medien und Gesellschaft die Spielräume der Meinungsfreiheit in den letzten Jahren zunehmend eingeschränkt hätten – eine Entwicklung, die es umzukehren gelte.
Die zweite Ausgabe von Bruck.Polit bietet nicht nur Schlaglichter auf die Ursachen der gegenwärtigen Polarisierung, sondern auch Wege, wie Vertrauen, Respekt und demokratisches Miteinander wieder gestärkt werden können. Die Veranstaltung richtet sich an alle Bürgerinnen und Bürger, die sich für eine offene politische Kultur interessieren und Lust haben, Teil dieses Dialogs zu sein. Zuschauerfragen sind ausdrücklich erwünscht.